Im Sommer 2014 jährte sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal. Am 1. August 1914 entbrannte in Europa ein Krieg, in den weltweit eine große Anzahl an Ländern verwickelt war. Er brachte tiefgreifende Veränderungen der Gesellschaften und Staaten in Europa mit sich und legte den Grundstein für nachfolgende Konflikte und für den Aufstieg totalitärer Ideologien. Rund 30 Millionen Menschen waren von der « Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts » betroffen – sie starben, wurden verwundet oder litten unter den unmittelbaren Folgen für die Zivilbevölkerung.

Doch wer hätte am Beginn der Kriegswirren des vergangenen Jahrhunderts gedacht, dass 100 Jahre später die Bürger*innen dieser von Kriegen und Konflikten geplagten Region an der Zusammensetzung eines demokratisch gewählten gemeinsamen Europäischen Parlaments mitwirken können? Oder dass die neue politische Ordnung, die Union, auf die sich die Staaten Europas nach einem schmerzvollen Lernprozess geeinigt hatten, sogar mit dem Friedensnobelpreis für Frieden, Versöhnung, Demokratie und Menschenrechte ausgezeichnet würde?

Es scheint so, dass diese Errungenschaften heute in der Wahrnehmung vieler Menschen in Europa nicht mehr genug gewürdigt werden. Aber gerade in Zeiten der Europaverdrossenheit ermahnen die schmerzvollen Erinnerungen an die Katastrophen des 20. Jahrhunderts, dass nicht die Wiederbelebung von nationalen Konzepten die Zukunft Europas sein kann, sondern vielmehr die Stärkung der europäischen Identität und die Suche nach gemeinsamen Lösungen erstrebenswert sind.

Die Weiterentwicklung eines europäischen Bewusstseins und die Frage nach einer möglichen kollektiven Erinnerung, die eine transnationale Erinnerungskultur möglich macht und das Kennenlernen und Verstehen der unterschiedlichen nationalen Geschichtsbilder zur Voraussetzung hat, sind hierbei von zentraler Bedeutung - gerade bei den jüngeren Generationen, die die Kriegswirren und deren jahrzehntelang anhaltenden Folgen nie selbst miterlebt haben.

Auch in Deutschland und Frankreich sind der Erste Weltkrieg und dessen Folgen für Europa Gegenstand der Gedenkarbeit und zahlreicher Initiativen. Das DFJW wollte durch diese besondere Projektförderung junge Menschen, Tragende der Jugend- und Bildungsarbeit sowie zivilgesellschaftliche Vereine und Verbände in Deutschland und Frankreich ermutigen, gemeinsam binationale und trinationale Projekte zu entwickeln, um jungen Menschen europäische Werte und deren länderübergreifende Bedeutung näher zu bringen und sich an dieser europäischen Gedenk- und Erinnerungsarbeit zu beteiligen.
Eingereicht werden konnten innovative und zukunftsweisende Projekte zu diesem Thema (z.B. Geschichtsaufarbeitung/Erinnerungsarbeit, Stärkung des europäischen Einheitsgedankens, deutsch-französische Spurensuche der Familien- oder Ortsgeschichte, Dialog zwischen den Generationen, Multimedia-Projekte, Publikationen, Forschungsprojekte,…). Zwei Aspekte sollten privilegiert werden: die Friedenserziehung und die Überlegung, mit welchen Instrumenten man Erinnerungsarbeit übermitteln kann.

Zielgrupp​e der Projekte: junge Menschen, Schulgruppen, Studierende, Multiplikator*innen, (Heimat-)Forschende, pädagogische Fachkräfte …

Wie viele Projekte wurden berücksichtigt? Das DFJW hat über einen Zeitraum von 5 Jahren (2014-2018) insgesamt 100 Projekte zum Gedenken an 100 Jahre Erster Weltkrieg gefördert.